Alles, was du dir durch Gewichtsreduktion erhoffst, kannst du über Selbstakzeptanz und Selbstliebe achtsamer, bewusster und nachhaltiger leben

"Wenn ich auf Diät bin, bin ich unglücklich" - eine ziemlich klare Aussage von der bekannten Schauspielerin Jennifer Lawrence.

 

Aber wenn Diäten bei ca. 98% der AnwenderInnen scheitern, was gibt es für gute Gründe, trotzdem immer wieder in die Schleife von Gewichtsverlust und Gewichtszunahme einzusteigen? Das hat viele verschiedene Gründe. Einer ist z. B. , dass wir nicht unterscheiden zwischen Symptom und Ursache und zwischen Bedürfnis und Strategie.

 

Mit einer Diät oder Pseudodiät versetzt du deinen Körper in ein sogenanntes "Hungertrauma". Deine Zellen wissen nicht, dass du dir die Unterernährung selbst aufzwingst. Es werden biologische und physiologische Urtriebe aktiviert, die den Essensdrang zur Überlebenssicherung massiv verstärken. Im Diätmodus bereitet sich dein Körper permanent auf die nächste Nahrungsaufnahme vor: Dein Speichelfluss ist verstärkt und Verdauungshormone sind vor und nach dem Essen in erhöhter Anzahl vorhanden. Die Folge? Speichelfluss und Verdauungshormone steigern dein Hungergefühl und auch das "die ganze Zeit ans Essen denken". Je länger du deine Mahlzeit hinauszögerst, desto größer sind deine Chancen auf eine Heißhungerattacke. Das hat gar nichts mit schwacher Willenskraft zu tun, sondern mit biologischen und physiologischen Mechanismen.

 

Übrigens: Nahrungsaufnahme ist bei allen Lebewesen ein Grundbedürfnis! Damit soll das Überleben gesichert werden. Die Suche nach der Befriedigung dieses Bedürfnisses ist angeboren und wird durch Hunger und Sättigung gesteuert.

 

Das gleiche Prinzip gilt beim Atmen. Atmen bedeutet Leben. Atmest du nicht mehr, bist du tot. Nicht ganz so dramatisch und auch gut vergleichbar: Der Gang zur Toilette. Auch hierbei handelt es sich um ein Grundbedürfnis.

 

Wir reden allerdings über keines unserer Grundbedürfnisse so viel wie über das Essen oder Nicht-Essen.

 

Stell dir nur mal folgende Szene vor:

Du verbringst Zeit mit deiner besten Freundin oder deinem besten Freund und ihr unterhaltet euch über das Essen. Dein Gegenüber erzählt mit Stolz, dass er oder sie es gestern geschafft hat, 20 Stunden nichts zu essen und das auch heute noch ein zweites Mal schaffen möchte. Oder deine Tante erzählt, dass sie gestern auf einer Hochzeit so viel gegessen hat, dass sie heute auf gar keinen Fall essen wird. Sie verschweigt, dass sie vor der Hochzeit schon mehrere Tage Kalorien eingespart hat, damit sie in dem Kleid eine gute Figur macht. Irgendwie sind das ganz "normale" Gespräche und kaum jemand macht sich Gedanken über die Inhalte. Wenn wir das Grundbedürfnis "Nahrungsaufnahme" durch das Grundbedürfnis "Atmen" oder "auf die Toilette gehen" austauschen, ergibt sich ein ziemlich schräges Bild.

 

Dann erzähle ich meiner Freundin plötzlich mit Stolz und einem Lächeln im Gesicht, dass ich gestern so viel geatmet habe, dass ich heute auf jeden Fall weniger atmen werde. Oder, dass ich mich freue, dass ich heute nur acht Stunden geatmet habe und es geschafft habe, 16 Stunden nicht zu atmen. Dass ich mein Ziel erreicht habe, heute nur zweimal auf die Toilette zu gehen, weil ich gestern einfach zu oft war... schräg, oder?